Yoga

Yoga ist eine jahrtausendealte Methode, die nichts weniger im Sinn hat, als den Menschen zu sich selbst zu führen und zu heilen. Denn nur wer heil und ganz ist, kann das ihm innewohnende Potential zur vollen Entfaltung bringen, ist damit zum Wohle aller ‚unterwegs‘. Yoga ist in diesem Sinne weit mehr als bloße Entspannung. Es ist ein Weg, den man gehen kann und der sich durchaus lohnt.

 

Solltest Du Interesse an diesem Weg haben, findest Du im Folgenden eine etwas ausführlichere Darstellung meines Yogaverständnisses. Diese Darstellung ist das Ergebnis meiner eigenen Praxis und damit eindeutig individuell geprägt. Was Du hier liest, kann also für Dich stimmen, muss es aber nicht. Von Khalil Gibran stammt der Satz ‚Ein Gramm Erfahrung wiegt mehr als tausend Kilo Wissen‘. Was Yoga also für Dich ist oder sein wird, ergibt sich im Laufe Deiner eigenen Praxis. Es ist vollkommen legitim, Yoga allein als Körperübungssystem oder Entspannungstechnik zu verstehen und zu nutzen. Alles Weitere ist ein ‚Kann‘, aber kein ‚Muss‘.

 

Yoga schult die Körperwahrnehmung. Du kommst Deinem Körper und damit Dir selbst ein Stück näher.

 Yoga kräftigt und mobilisiert den ganzen Körper und den Geist. So wirst Du insgesamt beweglicher.

 Yoga lehrt Dich, achtsamer zu werden. Du fühlst Dich wieder mit Dir selbst verbunden und spürst Deine Lebendigkeit. 

 Yoga ist Selbstfürsorge. Du lernst, respektvoll und zärtlich mit Dir und Deinem Körper umzugehen.

 Yoga schult gesunde, funktionale Selbstregulation. Es unterstützt Dich dabei, Dich körperlich und mental in einem angenehmen Zustand zu halten.

 Yoga ist bewusstes Atmen. Bewusstes Atmen nährt den Körper und den Geist. Es wirkt ausgleichend und macht in diesem Sinne glücklich.

 Yoga schafft Raum für Gemeinschaft und Verbundenheit. Du musst Dein Leben nicht im Alleingang meistern.

 

 

 

Körperwahrnehmung / Körperkräftigung

 

Dass Körper und Geist untrennbar miteinander verwoben und in diesem Sinne eine Einheit sind, ist auf der Erkenntnisebene heute allgemein anerkannt. Praktisch leben wir aber immer noch in einer Gesellschaft, die dem Kopf und damit dem Verstand huldigt und den Körper als ‚Anhängsel‘ betrachtet, das irgendwie funktionsfähig gehalten werden muss.

 

Die Verbindung zum eigenen Körper ist in diesem Sinne unterbrochen. Das ist insofern fatal, als dass Dein Körper Dich mit dem Leben verbindet. Er ist gewissermaßen das ‚Instrument‘, mit dessen Hilfe Du Dich durch dieses Leben bewegst. Über seine fünf Sinne erfährst Du die Welt. Er ist Heimat, weil er Dich, Deine Seele, Dein Wesen zuverlässig ummantelt und hält. Und er ist Resonanzraum: die ganze Bandbreite der Emotionen schwingt und klingt in Deinem Körper - schließlich fühlst Du das Leben mit dem Körper und nicht mit dem Kopf. Darüber hinaus ‚spiegeln‘ sich auch Deine Gedanken in Deinem Körper. Wenn Du Dir selbst mit Ablehnung oder fehlender Fürsorge begegnest, kannst Du sicher sein, dass Dein Körper irgendwann krank wird. Begegnest Du Dir selbst dagegen mit Respekt und Zärtlichkeit, legst Du damit den Grundstein für körperliche Gesundheit. Dein Körper ‚spricht‘ auch mit Dir. Es gilt seine natürlichen Botschaften zu ‚hören‘, die zum Beispiel nach Schlaf, Nahrung oder Bewegung verlangen, weil Du nur dann gesund und bei Kräften bleibst. 

 

Mit Yoga kommst Du Deinem Körper und damit Dir selbst ein Stück näher.

 

 

 

Achtsamkeit

 

Wir leben in Strukturen, die von uns verlangen, im Zeitraffertempo durch unser Leben zu eilen. Von dieser Geschwindigkeit sind wir derart betäubt, dass unser Empfindungsvermögen abgestumpft ist. Folge kann sein, dass man sich selbst kaum mehr spürt, sich selbst in gewisser Weise abhandenkommt. Es geht für viele Menschen heute primär darum, irgendwie durchzukommen, sich funktionsfähig zu halten. Mit einem wirklich gefühlten und verbundenen Leben hat das nicht mehr viel zu tun.

 

Achtsamkeit bedeutet, dass Du das Tempo rausnimmst und Dein Sensorium konzentriert darauf ausrichtest, was jetzt ist. Du schaltest auf ‚slow motion‘ und kannst Dich in dem wahrnehmen und beobachten, was Du im gegenwärtigen Augenblick tust.

 

Wohltuende Folge ist, dass Du Dich wieder mit Dir selbst verbunden fühlst und Deine Lebendigkeit spürst.

 

 

 

Selbstfürsorge

 

Anerkennung und Wertschätzung wird heute den Menschen entgegen gebracht, die der Leistungsgesellschaft die Treue halten und dauernd etwas ‚machen‘. Logische, wenn auch ungesunde Konsequenz ist, dass sich viele Menschen primär davon leiten lassen, was sie vermeintlich ‚müssen‘. Die Frage danach, was ich eigentlich möchte, was ich brauche, stellt sich offensichtlich immer weniger.

 

Yoga ermöglicht an dieser Stelle eine Kehrtwende. Es geht hier nämlich nicht darum, dass Geist und Körper irgendetwas ‚müssen‘, um von außen betrachtet der Norm zu entsprechen. Es geht vielmehr darum, den Körper und den Geist bewusst wahrzunehmen und zu erforschen, was beidewirklich wollen, was beide brauchen, was sie können, ohne im Überforderungsmodus zu landen.

 

Wohltuende Folge dieser ‚Forschungsreise‘ kann sein, dass Dir Deine Bedürfnisse und Fähigkeiten immer bewusster werden. Auf dieser Grundlage kannst Du damit beginnen, Dein Leben Schritt für Schritt so zu gestalten, dass es Dir entspricht. Ein Leben, in dem Du wirklich vorkommst und Dein eigentliches Potential zum Ausdruck bringst.

 

Yoga ist in diesem Sinne aktive Selbstfürsorge.

 

 

 

Selbstregulation / Entspannung

 

Unter Selbstregulation versteht man vereinfacht gesagt die Fähigkeit, sich körperlich und mental in einem angenehmen Zustand zu halten. Das funktioniert nun nicht etwa so, dass Du entweder etwas für den Körper oder für den Geist tust. Vielmehr ist es so, dass sich jedes Asana – also jede körperliche ‚Aktion‘ – unmittelbar auf die Verfassung Deines Geistes auswirkt, und umgekehrt. Wenn Du dieses Zusammenspiel, diese unmittelbare Verbindung von Körper und Geist einmal verstanden und über die Erfahrung verinnerlicht hast, erschließen sich ungeahnte Möglichkeiten.

 

Ob sich Dein Körper und demzufolge Dein Geist in einem angenehmen Zustand befindet, hat viel mit der Verfassung Deines Nervensystems zu tun. Wenn Du antriebslos bis depressiv unterwegs bist, ist vereinfacht ausgedrückt der parasympathische Teil Deines autonomen Nervensystems zu aktiv. Wenn Du völlig überdreht und zu hochtourig unterwegs bist, ist der sympathische Teil des autonomen Nervensystems zu aktiv.

 

Yoga bietet sowohl Übungen, die mehr Energie ins System bringen und damit wach kitzeln als auch Übungen, die Energie aus dem System raus nehmen und Dich in die Entspannung führen.

 

Infolge der Reizüberflutung, die unser Alltag heute mit sich bringt, sind viele Menschen negativ gestresst, also eher zu hochtourig unterwegs. Ich trage diesem Umstand Rechnung, in dem meine Stunden primär in die Ruhe, in die Entspannung führen.

 

Bei entsprechender Erfahrung kannst Du das Pferd irgendwann auch von der anderen Seite aufzäumen und über Deine geistige Ausrichtung den Körper positiv beeinflussen. Auf dieser mentalen Ebene der Selbstregulation geht es im Prinzip um die alte Frage, ob das Glas für dich halb leer oder halb voll ist. In welcher Stimmung Du bist - ob Du vereinfacht ausgedrückt also gute oder schlechte Laune hast – hängt nämlich ganz wesentlich von Deiner geistigen Orientierung ab. Wenn deine Hauptaufmerksamkeit dahin geht, das ‚Haar in der Suppe‘ zu suchen und Dir selbst Deine vermeintliche Unzulänglichkeit vor Augen zu führen, bekommst Du ziemlich sicher schlechte Laune und gräbst Dir selbst und Deinem Körper die Kraft ab. Geht Deine Aufmerksamkeit dagegen bewusst auf alles, was Dich und das Leben liebenswert macht, bekommst Du ziemlich sicher gute Laune und Du selbst und Dein Körper finden in die Kraft.

 

Yoga ist in diesem Sinne Kraftquelle für den Körper und für den Geist.

 

 

 

Atmen

 

Jeder Mensch braucht Nahrung, weil er eben kein autonomes System ist, das aus sich selbst heraus leben kann. Etwas zu Essen und Wassersind genauso unentbehrlich wie emotionale und geistige Nahrung. Wenn dann noch ausreichend Luft und Licht zur Verfügung stehen, bist Du optimal versorgt.

 

Wenn Du Dir die Rangfolge dieser Nahrungsquellen ansiehst, liegt eins auf der Hand: es kann eine Menge davon wegfallen, ohne dass Dein Leben dadurch unmittelbar bedroht wäre. Wenn du aufhörst zu atmen, hast Du dagegen noch maximal 5 Minuten Lebenszeit.

 

In diesem Sinne ist Dein Atem Deine Hauptnahrungsquelle. Er verbindet Dich neben dem Sauerstoff mit der feinstofflichen Lebensenergie. Es gibt viele verschiedene Namen für diese Energie. Im Yoga heißt sie ‚Prana‘. Sie ist die eine Kraft, die in allem schwingt und die alles in diesem Universum hervorbringt und trägt – auch Dich und Deinen Körper. Du bist über Deinen Atem mit dieser Kraft verbunden.

 

Dein Atem ist außerdem wichtiges Regulationsinstrument – sowohl in Bezug auf Deine körperliche als auch auf Deine mentale Verfassung. Wie Du Dich insgesamt fühlst, spiegelt sich nämlich unmittelbar in der Qualität Deines Atems. Wenn Du gestresst und angespannt bist, wird Dein Atemeher schnell und flach sein. Wenn Du entspannt und guter Dinge bist, fließt der Atem tief, ruhig und gleichmäßig. Beim Yoga lernst Du, das Spiel sozusagen umzudrehen und mittels Atemübungen die Verfassung von Körper und Geist zu regulieren, positiv zu beeinflussen. 

 

Bewusstes Atmen nährt, wirkt ausgleichend und macht glücklich.

 

 

 

Gemeinschaft

 

Wir leben in einer Zeit, in der echter Kontakt und echte Gemeinschaft schwer zu finden sind. Das ist insofern nicht verwunderlich, als dass Beides nur möglich ist, wenn ich mit mir und dem Leben verbunden bin. Da uns diese Verbindung mehr und mehr abhandenkommt, sind auch echter Kontakt und echte Gemeinschaft auf dem Rückzug.

 

Leider führt genau dieser Umstand auch dazu, dass die vielerorts ersehnte Veränderung kaum mehr möglich ist. Denn egal, ob ich mich nun persönlich verändern möchte oder es um die allgemein benötigten Veränderungen geht: für Beides brauche ich den Kontakt zu anderen Menschen und die daraus resultierende Gemeinschaft. Für Beides brauche ich - im wahrsten Sinne des Wortes - Verbindlichkeit.

 

Mit meinem Yogastudio versuche ich, einen Raum für Begegnung, für ein Miteinander zu schaffen. Ich arbeite mit ‚festen‘ Gruppen, in denen sich die Teilnehmer untereinander kennen und sich austauschen können. Und ich ‚zeige‘ eine Menge von mir, um mich nahbar und berührbar zu machen – und damit andere zu ermutigen, es mir gleich zu tun. Letztlich haben wir es alle mit ähnlichen Problemen im Leben zu tun, und es ist ein enormer Gewinn, wenn Du Dich darin mit anderen verbunden weißt und fühlst.

 

Es ist einfach so, dass Du diese ‚Schlacht‘ nicht im Alleingang gewinnen kannst. Im Grunde sind wir keine autonomen Einzelkämpfer. Andauernd gegeneinander zu spielen und miteinander zu konkurrieren macht definitiv nicht glücklich. Miteinander zu spielen und sich verbunden zu wissen dagegen schon.

 

Yoga schafft Raum für diese Verbundenheit.